Dass Bodo Ramelow ein Choleriker ist, ist keine ganz neue Erkenntnis. Gegenüber seinen Mitarbeiterinnen, Kolleginnen oder Journalist*innen wird der Thüringische Ministerpräsident öfters mal laut. Wie dünnhäutig Ramelow tatsächlich werden kann, durften am vergangenen Wochenende ein paar Tausend Menschen mithören, die sich bei der neuen Social Media App Clubhouse eingeschaltete hatten.
Clubhouse ist so etwas wie eine digitale Bar, an der sich momentan vor allem Menschen aus Politik, Medien und sonstiger Kreativbubble treffen. Eine App, in der sie miteinander sprechen können, ohne sich zu sehen, eine Mischung aus Podcast und Telefonkonferenz also. Rein kommt nur, wer ein iPhone und vor allem eine Einladung hat.
Bei Clubhouse jedenfalls hat Bodo Ramelow am späten Freitagabend aus dem Nähkästchen geplaudert. Er erzählte, wie er während der Coronatreffen der Ministerpräsidenten Candy Crush spielt und nannte die Kanzlerin, nun ja, abschätzig „Merkelchen“. Daraus entspann sich eine große Diskussion: bei Twitter trendete #BodoRamelow, Medien berichteten, Ramelow klinkte sich wieder bei Clubhouse ein, wurde wieder ausfällig, Thüringer Minister*innen echauffierten sich über ihren MP, der Sprecher der Bundesregierung äußerte sich öffentlich.
Was sagt uns das? Alles halb so wild, denn wen interessiert es schon, was Freitagnacht im Internet passiert? Oder erzählt dieser Aufreger um Ramelow nicht etwas über politische Öffentlichkeit im Jahr 2021?
taz-Medienredakteurin Anne Fromm, 1986 geboren in Erfurt, Thüringen, Studium in Leipzig, Schweden, Berlin, Redakteurinnenausbildung an der Deutschen Journalistenschule, seit 2014 Medienredakteurin der taz, ist außerdem Podcast-Verantwortliche und Vorständin der taz.
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