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Martin Künkler, "Hartz-IV entsolidarisiert": Unerhört 12

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Dies ist kein Wahlwerbespot. Die taz gibt zur Bundestagswahl Aktivisten eine Stimme.

"Not macht erpressbar", sagt Martin Künkler. Er koordiniert gewerkschaftliche Arbeitslosengruppen. "Wenn ich weiß, im Falle von Arbeitslosigkeit kommt der freie Fall ins Nichts - das diszipliniert."

Seit der Einführung von Hartz-IV beobachtet Martin Künkler "Entsolidarisierungstendenzen". Bei seiner Arbeit mit Arbeitslosen muss er immer wieder feststellen, das "Not erpressbar macht". Denn im Falle von Arbeitslosigkeit komme "der freie Fall ins Nichts - das diszipliniert Arbeitnehmer". Das mache es "extrem schwierig, im Betrieb für die eigenen Interessen einzutreten".

Martin Künkler arbeitet in der Koordinierungsstelle Gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen. Er kennt die Probleme der Joblosen, die Angst vorm nächsten "Termin mit der Hartz-IV-Behörde".

Künkler war Mitte der Neunziger selbst länger arbeitslos. "Es ging noch. Mir ist aber mittlerweile klar: Kollegen, die irgendwie mit 45, 50 arbeitslos werden das ist eine ganz andere Situation als nach dem Studium."

"Die Kündigung flattert ins Haus - und die Leute fallen erst mal in ein Riesen-Loch. Warum ich? Dann denkt man ja auch: Irgendwas habe ich falsch gemacht. Wir von den gewerkschaftlichen Arbeitslosengruppen versuchen den Kollegen immer einzureden: Das ist kein individuelles Problem, das ist ein gesellschaftliches, wenn Millionen Arbeitsplätze fehlen." Doch wenn die Arbeitslosigkeit länger andauere, dann mache sich "Resignation breit", es folgten oft gesundheitliche oder psychische Problem.

Aus Künklers Sicht ist das der Kern von Hartz IV: "Nicht nur Geld sparen zu wollen, sondern auf dem Arbeitsmarkt so eine Dynamik hinzukriegen, dass Menschen gezwungen sind, sehr prekäre, ungeschützte Arbeitsverhältnisse einzugehen".

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